Immer mehr Menschen wollen selbst bestimmen, aus welchen Quellen ihr Strom stammt. Am beliebtesten sind dabei erneuerbare Energien, zeigt der Energiereport Deutschland.
Neue Nachrichten, meldet das Tablet. Martin Heinrich öffnet sein E-Mail-Programm. Wunderbar, die Handtasche für seine Frau wurde verschickt. Auf dieses Geburtstagsgeschenk ist der Würzburger Manager besonders stolz. Alles im Onlineshop selbst gestaltet, mit Nähten in ihrer Lieblingsfarbe.
Die nächste Mail kommt vom Stromversorger – Martin Heinrichs Jahresrechnung. Seiten voller Zahlen, am Ende ein Kreisdiagramm: So setzt sich Ihr Strom zusammen. Ist mir noch nie aufgefallen, denkt Heinrich. Kohle, Wasser- und Kernkraft – muss ich das so kaufen? Oder könnte ich mir meinen Strommix nicht selbst zusammenstellen, genauso wie die Handtasche?
Wie Martin Heinrich geht es vielen Deutschen. Das zeigt der Energiereport Deutschland, eine repräsentative Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der BayWa r.e. renewable energy GmbH. Im August 2015 befragten Interviewer dafür in persönlichen Gesprächen 1.007 Verbraucher zum Thema Energie. Eines der wichtigsten Ergebnisse: 60 Prozent der Deutschen wissen nicht, aus welchen Energiequellen ihr Strom stammt. Bis zur letzten Seite der Stromrechnung schaffen es wahrscheinlich die wenigsten. Oder sie haben keine Ahnung, welche Informationen sie dort finden.
Dem gegenüber stehen eine nachhaltige Lebensweise, die zunehmende Digitalisierung, eine neue Mitmach- und Beteiligungskultur und die stärkere Individualität – Megatrends, die sich auch auf den Umgang der Deutschen mit Energie auswirken. Natürlich ist den Befragten der Preis wichtig, aber sechs von zehn wollen ebenso einen Beitrag zur Energiewende leisten. Müssten sie sich für eine Energiequelle entscheiden, fiele die Wahl bei 77 Prozent auf Strom aus einer erneuerbaren Ressource wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse. Als Anhänger fossiler Energieträger wie Kohle oder Kernkraft gibt sich hingegen fast niemand zu erkennen. Zum Vergleich: In den USA sind beispielsweise feste Quoten für den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix schon länger gang und gäbe. Und die Bevölkerung unterstützt dies: Eine aktuelle Studie der Universität von Michigan ergab, dass die Mehrheit von 74 Prozent diese Quoten begrüßt und bereit ist, rund 25 Dollar pro Jahr an zusätzlichen Stromkosten für Erneuerbare zu bezahlen.
Zurück nach Deutschland. Könnten die Verbraucher hierzulande ihren Strommix selbst wählen, würde dieser aus 50 Prozent Windkraft, einem Viertel Wasserkraft und einem Viertel Sonnenenergie bestehen, so der Energiereport der GfK. Und: Über ein Drittel aller Befragten hält die Möglichkeit, den eigenen Strom individuell zusammenstellen zu können, bei der Wahl des Anbieters für wichtig.
Martin Heinrich ist schon auf der Suche. Sein nächster Stromversorger muss den Mix seiner Wahl bieten, das steht für den Manager fest.